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Gefährden GVO-Pflanzen die Biodiversität?
Jede Art der Bewirtschaftung von Land hat Auswirkungen auf die Biodiversität [Ennos, 1997] [Angle, 1994] [Smart, 2000]. Der Bekämpfung von Unkräutern und Schädlingen fallen immer auch andere Organismen und natürliche Habitate von Insekten und wild lebenden Tieren zum Opfer (siehe z.B. Link). Je grösser die Anbaufläche, desto grösser sind in der Regel auch die Auswirkungen auf die umliegende Flora und Fauna.Eine möglichst grosse Vielfalt verschiedener Arten in landwirtschaftlichen Lebensräumen (z.B. räuberische Insekten, parasitische Wespen, Mikroorganismen usw.) spielt für eine natürliche Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten eine wichtige Rolle. Gemäss Schätzungen werden über 90% der potenziell schädlichen Insekten durch natürliche Feinde aus der Umgebung in Schach gehalten [Anonymous, 1999]. Ein mathematisches Modell weist darauf hin, dass herbizidtolerante Nutzpflanzen die dazu erforderliche Artenvielfalt möglicherweise gefährden [Watkinson, 2000]. Bei diesem Modell wurde davon ausgegangen, dass in einem Feld mit herbizidtoleranten Pflanzen weniger Unkräuter wachsen als in konventionell behandelten Feldern. Vögel, die Samen fressen, würden deshalb weniger Futter finden und die Vogelpopulationen abnehmen.Dieses Modell weist auf ein mögliches Problem beim grossflächigen Anbau herbizidtoleranter Pflanzen hin. Allerdings wurde dabei nicht berücksichtigt, dass sich für die in den Feldern nistenden Vögel auch Vorteile ergeben können, da bei herbizidtoleranten Pflanzen die Herbizide in der Regel später zum Einsatz kommen und deshalb oft Unkraut länger bleibt, das den Vögeln als Nestmaterial dient [Firbank, 2000]. Denkbar ist auch, dass GVO-Pflanzen für die Biodiversität in Nordamerika kein bedeutendes Risiko darstellen, da hier noch immer grosse Flächen mit ungenutztem Land verbleiben, das Vögeln und Tieren reichlich Unkraut und Samen bietet. Im dichter besiedelten Europa dürfte dieses Risikos grösser sein und sollte deshalb stärker berücksichtigt werden.Bezüglich der Diversität der in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenarten sind Saatgutbanken, wie sie im Rahmen des Programms National Plant Germplasm System des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums oder von der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) geführt werden, ein wichtiges Reservoir für Zuchtmaterial und genetische Diversität. Diese Sammlungen verfolgen das Ziel, alte Landrassen und wilde Verwandte zu erhalten. Solche Saatgutbanken stellen eine wertvolle Ressource dar und sollten unbedingt gepflegt und ausgebaut werden. Auch klassische Züchtungsmethoden, die auf diesen genetischen Ressourcen beruhen, sollten im Bestreben um ein vielfältiges Keimplasma fortgeführt werden, das der Gentechnologie als Grundlage zur Einführung bestimmter Merkmale dienen kann.Eine Gefahr beim Einsatz von GVO-Pflanzen besteht für die Diversität lokaler, angepasster Sorten von Nutzpflanzen darin, dass die meisten GVO-Pflanzen von international tätigen Grosskonzernen entwickelt wurden. Kleinen Saatunternehmen ist der Zugang zu bestimmten Merkmalen aus patentrechtlichen Gründen verwehrt, weshalb sie sich nicht an der Entwicklung lokaler GVO-Pflanzen beteiligen können. Wirtschaftliche oder patentrechtliche Gründe könnten einen Konzern jedoch davon abhalten, ein bestimmtes Gen in lokale Sorten einzuführen, weshalb diese möglicherweise nicht mehr angepflanzt würden und verloren gingen. Neue Sorten könnten aus den erwähnten Gründen jedoch ebenfalls nicht entwickelt werden, womit den Bauern eine kleinere genetische Basis zur Verfügung stehen würde.Ein weiterer ungünstiger Einfluss auf die Biodiversität oder den Fortbestand wilder Arten besteht in der Auskreuzung von GVO-Pflanzen mit wilden Verwandten. Ist das eingeführte Gen für die Wildpflanze von Vorteil, zum Beispiel weil es die Pflanze gegen einen Schädling resistent macht oder eine Trockenheit besser überstehen lässt, verfügt sie damit über einen selektiven Vorteil. Diese Situation beschränkt sich allerdings nicht auf GVO-Pflanzen, sondern ist auch bei konventionellen Züchtungsmethoden zu beobachten [Ellstrand, 1999] [Linder, 1998]. Das Ergebnis einer solchen Auskreuzung besteht darin, dass sich die Wildpflanze mit dem neuen Gen stärker ausbreitet und sich die Dynamik des Ökosystems verändert. Problematisch ist bei diesem Aspekt, dass auf Grund des umfassenden internationalen Handels vermutlich nicht immer ausgeschlossen werden kann, dass eine bestimmte GVO-Nutzpflanze nicht in einer Umgebung mit nahen Verwandten angepflanzt wird. Solche Fälle dürften allerdings eher die Ausnahme als die Regel sein.Trotzdem muss die Möglichkeit, dass eine GVO-Pflanze die Verbreitung eines aggressiveren Unkrauts fördern kann, wie alle anderen potenziellen Gefahren für die Biodiversität und die Umwelt für jede Art und jedes Merkmal einzeln geprüft werden, bevor eine GVO-Pflanze in einer neue Umgebung angepflanzt wird. Gegenwärtig werden in den USA Studien zur Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Gene auf wildwachsende Verwandte und mögliche Auswirkungen auf die Dynamik des Ökosystems den Behörden freiwillig zusammen mit dem Antrag auf eine Zulassung einer neuen GVO-Pflanze eingereicht (Link). Solche Tests decken einen begrenzten Bereich und nicht alle denkbaren Möglichkeiten ab, liefern jedoch aufschlussreiche Anhaltspunkte. Eine langfristige Überwachung bezüglich der Auswirkungen auf die Umwelt ist bei GVO-Nutzpflanzen genau wie bei allen übrigen Verfahren in der Landwirtschaft unabdingbar.
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